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"Couch oder Coach?" - Was ist besser Verhaltenstherapie oder Coaching für erwachsene Frauen mit ADHS?

Aktualisiert: vor 3 Stunden


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Vielleicht stehst du gerade an dem Punkt, an dem du merkst: 


So geht es nicht weiter! 


Du hast das Gefühl ADHS hat Dich und Deinen Alltag im Griff.


Du brauchst Unterstützung...Aber welche? 


Wahrscheinlich hast Du auch schon gemerkt, dass diese Entscheidung viel schwieriger ist, als es auf den ersten Blick wirkt. 


Denn als Frau mit ADHS kämpfst du auf zwei Ebenen gleichzeitig:


  1. Mit Deiner Innenwelt – deinen Emotionen, Mustern, Reaktionen

  2. Mit Deiner Außenwelt – deinem Alltag, deinem Zyklus, deiner Energie, deinem Reiz-Level, deiner Organisation


In diesem Artikel zeige ich dir, wie sich Verhaltenstherapie und Coaching unterscheiden und gebe dir außerdem einen klaren Entscheidungsbaum an die Hand.

Damit du herausfinden kannst, welche Art von Unterstützung DIR aktuell am meisten bringt.


Wir klären also die Frage: „Woran erkenne ich eigentlich, ob ich Therapie oder Coaching brauche?“


Doch bevor wir genauer betrachten, worin sich VT und Coaching unterscheiden und was für dich richtig ist, ist es wichtig zu verstehen, warum wir uns besonders bei ADHS diese Frage stellen sollten. 




  1. Was macht ADHS so besonders?


Vor allem ist es wichtig zu verstehen, dass die Ursache für ADHS neurobiologisch ist.


Denn ADHS ist keine psychische Erkrankung im klassischen Sinne (wie z.B. Depression), sondern eine neurobiologische Funktionsweise, die sich auf die Art wie Dein Gehirn generell funktioniert, auswirkt.

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Im speziellen, wie


• Reizverarbeitung

• Dopaminhaushalt

• Selbstregulation

• Arbeitsgedächtnis

• Zeitgefühl

• Impulssteuerung


in Deinem Gehirn verarbeitet werden.


ADHS ist also keine erworbene psychische Krankheit, hinter der dysfunktionale Gedanken und Muster stehen. ADHS entsteht nicht durch Trauma oder psychische Belastungen.

Das bedeutet, ADHS lässt sich nicht “beseitigen” und die damit verbundenen neurologischen Funktionsweisen nicht “normalisieren”. 

Jedoch entspricht es leider der Realität, dass die meisten Menschen mit ADHS eine oder mehrere komorbide, psychologische Erkrankungen haben. Diesen erworbenen zusätzlichen Erkrankungen liegen meist dysfunktionale Gedanken und Muster zu Grunde.


Wichtig zu verstehen ist, ADHS verursacht nicht automatisch psychische Erkrankungen. Es gibt jedoch zwei Faktoren, die dazu führen, das Menschen mit ADHS um ein vielfaches häufiger an psychischen Erkrankungen leiden als neurotypische Menschen:


Einerseits entstehen die meisten Belastungsfolgen dadurch, dass Menschen mit ADHS von früh an in Strukturen leben – Kindergarten, Schule, später Arbeit – die nicht auf ihr Nervensystem ausgelegt sind. 


Zum anderen führen Besonderheiten, wie die hohe Erregbarkeit des ADHS-Nervensystems dazu, dass Erfahrungen und Anforderungen des Alltags physisch und psychisch belastender sind.


Das bedeutet damit jemand langfristig gesund bleibt, muss die Lebensgestaltung zum ADHS-Gehirn passen.


Ein Leben ohne die besondere Funktion des eigenen Gehirn und Nervensystem zu berücksichtigen, hat also weitreichende negative Folgen. 


Die häufigsten und Dir vermutlich auch durch eigene Erfahrung bekannten, sind:

  • Erschöpfung, Burn Out

  • Depression

  • Angststörungen

  • Extreme Selbstkritik

  • Zwänge

  • Selbstmedikation durch Suchtmittel

  • Sehr geringes Selbstwertgefühl



  1. Was Verhaltenstherapie ist - und wofür sie da ist


Therapie ist grob gesagt, für Situationen gemacht, in denen Deine Innenwelt so laut ist, dass Du Deinen Alltag kaum noch bewältigen kannst, sie hat einen klaren Auftrag:


👉 Sie soll psychische Symptome behandeln, im besten Fall heilen und Arbeits- sowie Alltagsfähigkeit wiederherstellen.

Darum wird sie von der Krankenkasse bezahlt, ist oft mit Wartezeiten & Formalitäten verbunden und darum bedürfen Verhaltenstherapeuten einer besonderen Ausbildung und Anerkennung durch die Krankenkasse. Dabei werden diagnostische, therapeutische und leitlinienbasierte Verfahren angewandt, die nur von approbierten Psychotherapeut*innen als Therapie angeboten werden dürfen.


Unter dem Begriff Verhaltenstherapie, werden verschiedene Therapieansätze und ein breites Spektrum an psychotherapeutischen Methoden zusammengefasst. 


Der Kerngedanke aller dieser VT-Methoden ist:

Persönliches Verhalten wird erlernt. Problematisches Verhalten kann also auch wieder verlernt werden. 


Therapie versucht immer erstmal zu verstehen:

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  • Warum reagierst Du so?

  • Welche Muster prägen Dich?

  • Welche Emotionen steuern Dich?

  • Welche Gedanken verstärken Deine Belastung?


Und möchte im nächsten Schritt diese Muster von innen heraus verändern.


Die Verhaltenstherapie arbeitet also an deiner inneren Welt.

Sie lindernt, stabilisiert, ordnet, heilt.

Sie ist dadurch unverzichtbar — aber sie ist nicht für jeden Lebensbereich zuständig.

Sie muss klinisch bleiben. Sie darf keinen Arbeitsalltag strukturieren oder Lebensgestaltung übernehmen.

Nicht, weil sie das nicht könnte — sondern weil es nicht ihr Auftrag ist.


Die natürliche Grenze der Verhaltenstherapie ist nicht Kompetenz – sondern der Auftrag. Therapie kann Alltag strukturieren, aber sie muss es nicht.Sie soll es nicht einmal, denn sie ist an klinische Kriterien gebunden und an die Behandlung innerer Muster.

In der Praxis bedeutet das:

Therapie kann dir erklären, warum du prokrastinierst oder warum dich Stress so überrollt.

Sie kann mit dir an Scham, Angst oder Überforderung arbeiten.

Aber sie begleitet dich selten dorthin, wo ADHS jeden Tag stattfindet:


• in deine Wochenplanung

• in dein Energiemanagement

• in die Dopaminkurve

• in deinen Umgang mit Reizen

• in deine Arbeitsorganisation

• in die Frage, wie du den morgen beginnst

• in die Entscheidung, welche To-Dos wohin kommen

• in der Planung nach Deinen zyklische Schwankungen

• in Haushalt, Job, Termine

• in die Umsetzung


Du wirst es Dir sicher schon gedacht haben ;) … denn hier beginnt Coaching.


Verhaltenstherapie kann Dir also dabei helfen…


  • Emotionale Belastungen zu reduzieren (z. B. Scham, Selbstkritik, Überforderung, depressive Symptome) die zu Vermeidungsverhalten führen


  • Selbstwertschädigende Denkmuster zu bearbeiten, die aufgrund vom unerkannten ADHS entstanden sind (z. B. „Ich bin faul“, „Ich schaffe nichts“)


  • Komorbiditäten zu behandeln (Depressionen, Ängste, Trauma – die bei ADHS häufiger auftreten)


  • psychische Stabilität wiederherzustellen



  1. Was ist Coaching - und warum es bei ADHS anders funktioniert


Vielleicht hast du ja schon einmal versucht herauszufinden, was „Coaching“ eigentlich bedeutet – und vielleicht hast du dabei gemerkt, dass dieser Begriff überall etwas anderes zu meinen scheint.


Manche stellen sich darunter eine Beratung vor, andere sehen darin Motivationstraining, und wieder andere denken an eine Art Problemlösungsgespräch.

Doch im Kern ist Coaching etwas viel einfacheres und gleichzeitig etwas sehr kraftvolles.


Coaching ist ein Prozess, der Dich darin unterstützt, deine Ziele zu erreichen. Es ist ein gemeinsamer Weg, bei dem deine Stärken, deine Ziele und deine Möglichkeiten im Mittelpunkt stehen.


Coaching arbeitet in der Gegenwart und nach vorne. Und es geht davon aus, dass du grundsätzlich in der Lage bist, deine Ziele zu erreichen – und nur noch nicht genau weist, wie.

Coaching fragt:

Was brauchst du, um deinen nächsten Schritt gehen zu können?


Doch sobald ADHS ins Spiel kommt, verändert sich dieses Verständnis von Coaching. Denn ADHS bringt Bedingungen mit sich, die ein allgemeines Coaching gar nicht abbilden kann.

ADHS-Coaching ist nicht einfach Coaching „mit einem ADHS-Fokus“. Es ist in seiner Haltung, seiner Methodik und seiner Zielsetzung anders.


Ein allgemeines Coaching arbeitet häufig mit linearen Fragen, Motivationstechniken oder Zielen, die logisch, rational aufgebaut sind – aber ADHS folgt selten einem linearen Muster. ADHS folgt dem Dopamin, der Reizverarbeitung, der inneren Unruhe, der Überforderung, der Vergesslichkeit, dem Hyperfokus.


Während allgemeines Coaching dir eher beibringt, wie du etwas „besser machst“, begleitet dich ADHS-Coaching dahin, warum bestimmte Dinge für dich funktionieren und andere nicht. Und vor allem: Was Du in Deinem Leben haben musst, damit es tragfähig ist.


  1. Was psychoedukatives ADHS-Coaching ist – und warum es so oft der Wendepunkt ist


Psychoedukatives ADHS-Coaching ( wie ich es anbiete :) geht noch einen Schritt weiter.

Es erklärt nicht einfach, was man wie im Alltag strukturieren sollte. Es verbindet neu erlerntes Wissen mit Deinem gelebten Alltag.


Es zeigt dir:


  • Wie dein Dopamin deine Motivation beeinflusst.

  • Wie dein Zyklus deine kognitive Leistungsfähigkeit mitbestimmt.

  • Wie dein Nervensystem Reize und Informationen sortiert – und ab welchem Punkt es nicht mehr sortieren kann.

  • Warum dein Zeitgefühl anders funktioniert.

  • Warum du nicht faul bist oder „prokrastinierst“, sondern überfordert bist.

  • Warum Dir Dinge nicht egal sind , sondern dein Gehirn Prioritäten schlicht nicht halten kann.


Und genau in diesem Moment entsteht etwas, das viele meiner Klientinnen als einen der wichtigsten Schritte beschreiben:


Du hörst auf, dich zu pathologisieren.

Du hörst auf, gegen dich zu kämpfen.

Du erkennst Dich selbst.


Das sagen meine Klientinen:



Julia, 42 Jahre:


„Endlich mal wirklich praktische Hilfestellung und nicht immer dieses verpsychologisieren.„


Becca, 26 Jahre:


„Mir hat ja Verhaltenstherapie wirklich super bei meiner Angststörung geholfen, aber ich bin mit meiner Therapeutin immer wieder bei meinen ADHS Problemen hängen geblieben, obwohl sie Therapie für ADHS anbietet. Mit dem Coaching bin ich da jetzt endlich weiter gekommen.“


Susanne, 36 Jahre:


„Was hab ich an meinem inneren Antreiber, mit meiner Psychologin herumgedoktert. Durch die Psychoedukation bei Dir, ist mir nun klar geworden, dass er eine wichtige Rolle für mein ADHS spielte! Ich musste mich stressen, weil mein Gehirn sonst nicht in Gang gekommen ist, es war eine wichtige Bewältigungsstrategie für mein Dopamindefizit.“


Psychoedukation im Coaching unterscheidet sich dabei von der Psychoedukation in der Therapie. In der Therapie dient sie oft dazu, Symptome verständlicher zu machen und emotionale Belastung zu reduzieren.

Im Coaching dient sie als Grundlage dazu das Du bessere Entscheidungen treffen kannst, Deinen Alltag anders zu bauen und einen Zugang zu deinem eigenen Funktionieren zu finden.


Sie ist die Grundlage für tiefes Verständnis von Dir selbst und die Vorraussetzung für nachhaltige Veränderung.


Psychoedukatives ADHS-Coaching verbindet zwei Welten: Es gibt dir Wissen, das Dich entlastet und unterstützt Dich dabei, dieses Wissen in Deinen Alltag zu übersetzten.

Es ist nicht Therapie.

Es ist nicht klassisches Coaching.

Es ist eine Form von Begleitung, die dich verstehen lässt – und dich gleichzeitig befähigt.



  1. Vergleich VT & psychoedukatives ADHS Coaching


Ein weiterer Unterschied, der oft unterschätzt wird, liegt in der Beziehungsgestaltung.

Therapie folgt einem klaren therapeutischen Rahmen: Schweigepflicht, methodische Führung, klinische Orientierung. Das ist wichtig, aber es schafft eine gewisse Asymmetrie, es entsteht oft ein subjektives Gefühl, was man als „Behandler- Patient-Gefälle“bezeichnet.


Coaching dagegen ermöglicht eine sehr kooperative Zusammenarbeit, auf Augenhöhe.

Wir entwerfen den Weg gemeinsam. Ich begleite dich nicht „von oben“, sondern an deiner Seite. Wir experimentieren, testen, passen an. Du bringst dein Alltagserleben ein – ich mein Wissen über Struktur, Neurobiologie und Umsetzbarkeit.


Diese Augenhöhe ist gerade für ADHS-Frauen oft der erste Schritt zu echtem Selbstwirksamkeitsgefühl: Du wirst nicht behandelt. Du wirst begleitet.

Auch die Gestaltung der Zusammenarbeit ist i.d.R. flexibler. sowohl zeitlich als auch örtlich.


  1. Wie triffst Du jetzt Deine Entscheidung?


Jetzt hast Du einen guten Überblick, über die Möglichkeiten und auch den Grenzen der beiden Ansätze. Nun lass uns schauen, was für Dich gerade passender ist.


Stell Dir folgende Situationen vor und fühle hinein, was auf dich zutrifft:


Situation 1:  Du steckt in einer Krise. 😵


Wenn...

...dein Alltag kaum noch funktioniert,

du morgens nicht weißt, wie du durch den Tag kommen sollst,

Arbeit, Haushalt, Termine dich komplett überfordern,

du emotional kaum stabil bist,

du den Boden unter den Füßen verloren hast,


Der Fall ist ganz klar: Therapie ist deine erste Wahl. Und manchmal auch eine Reha, ein stationärer Aufenthalt und/oder eine ruhige, medizinisch-therapeutische Begleitung.


Coaching wäre in dieser Phase nicht hilfreich — nicht, weil du nicht fähig wärst, sondern weil Coaching Energie kostet.

Und Energie hast du in einer Krise nicht.

Coaching baut etwas auf.

Therapie fängt dich auf.


Situation 2: Du hast kaum noch emotionale und energetische Kapazität 🫩


Du funktionierst irgendwie, aber nur gerade so.

Du machst weiter, weil du musst – aber du weißt, dass du eigentlich keine Reserven mehr hast, weder emotional, noch mental, noch energetisch.


In dieser Phase ist Therapie ebenfalls die richtige Anlaufstelle.

Denn bevor du etwas baust, brauchst du Stabilität.


Ein Coaching würde dich hier eher zusätzlich belasten, weil die Veränderungen, die du brauchst, aktive Beteiligung, Energie und kognitive Ressourcen erfordern.


Wenn du keinen Puffer hast, brauchst du Therapie.


Situation 3: Du bist/warst in Therapie – und merkst jetzt: „Ich komme beim ADHS nicht weiter“ 😐


Mein Alltag ist immer noch chaotisch.

Meine Energie bricht immer noch ein.

Ich weiß immer noch nicht, wie ich mein Leben an mein Gehirn anpassen kann.“


Dann ist Coaching die richtige Wahl.

Nicht statt Therapie — sondern mit/nach Therapie.


Coaching übernimmt dort, wo Therapie aufhört:

beim Alltag, bei der Struktur, bei deiner Woche, bei der Machbarkeit.


Situation 4: – Du willst es Dir gerne leichter machen🦄


Wenn deine psychische Gesundheit ok ist —

aber dein Alltag fühlt sich trotzdem „schwerer“ an als der anderer Menschen:


Dann ist Coaching die erste Wahl.


Nicht, weil Therapie falsch wäre, sondern weil dein Bedarf nicht in der Innenwelt liegt, sondern im äußeren Leben:

  • Wie gestalte ich meinen Tag?

  • Warum funktionieren die Strategien meiner Freunde bei mir nicht?

  • Wie baue ich Struktur auf, die ich nicht wieder verliere?

  • Wie kann ich endlich so leben, dass ich nicht dauernd meine Grenzen überschreite?


Das ist Coaching.


Und wenn du dir immer noch unsicher bist?

Dann ist das kein Zeichen von Unentschlossenheit, sondern ein Zeichen von Selbstfürsorge.


Melde Dich gern zu einem unverbindlichen Orientierungsgespräch:



Herzliche Grüße,

Deine Anja



 
 
 

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